Am 10. August 2024 machten rund 100 RennradfahrerInnen bei ihrer über 300 Kilometer langen demonstrativen Radtour für eine Welt ohne Atomwaffen eine Etappenstation in Mannheim. Sie wurde von Frau Schleicher als Vertreterin der Stadt und des Oberbürgermeisters Christian Specht begrüßt und mit stärkenden Speisen und Getränken versorgt. Sie wies darauf hin, wie sich Mannheim für den Frieden im Allgemeinen und die atomare Abrüstung im Besonderen durch die Mitgliedschaft bei der weltweiten Nichtregierungsorganisation Mayors for Peace (Bürgermeister für den Frieden) engagiert.
Für das Friedensbündnis Mannheim würdigte Klaus Waiditschka das Engagement der SportlerInnen
Liebe Radsportlerinnen und Radsportler!
In dieser Gedenkwoche für die Atombomben-Opfer von Hiroshima und
Nagasaki am 6. und 9. August danken wir Euch, dass Ihr Euch wieder
aufgemacht habt und daran erinnert, dass in Deutschland noch immer
Atomwaffen gelagert sind. Nachdem wir Euch im letzten Jahr am Eingang zur
Bundesgartenschau begrüßen durften, seid Ihr nun im Herzen unserer Stadt:
Wir vom Friedensbündnis Mannheim sind froh und dankbar, dass Ihr uns die
Ehre gebt, hier Station zu machen.
Atomwaffen sind gefährlich. Und Atomwaffen sind teuer. Wenn wir zählen: 21,
22, 23 – Sekunde um Sekunde, zählen und fühlen: 24, 25, 26 – 2.898 Dollar in
jeder Sekunde, 27, 28, 29 soviel kosten die Atomwaffen weltweit: allein in der
Zeit, in der Ihr hier in Mannheim Rast macht, werden fast 7 Mio. Dollar für den
Bau und Unterhalt dieser Massenvernichtungswaffen ausgegeben. Lassen wir
uns nicht erzählen, es sein kein Geld da, wenn es wieder mal an anderer Stelle
fehlt: an besseren Schulen und mehr Kitas, an Hilfen für geflüchtete Menschen,
an mehr Radwegen und zuverlässigen öffentlichen Verkehrsmitteln.
Atomwaffen sind bedrohlich. Sie bieten keinen Schutz. Vor allem nicht gegen
die globalen Gefahren: die Klima-Erhitzung kann so nicht begrenzt werden,
jedes Jahr steigt die Zahl der Hitzetoten und die Zerstörung durch Bäche und
Flüsse, die nicht mehr in ihren Betten bleiben. Dem Artensterben wird so nicht
Einhalt geboten und wenn die nächste Pandemie um die Ecke kommt, nützen
auch die modernsten Atomraketen nichts.
Atomwaffen sind schrecklich. Ja, im wahrsten Sinne des Wortes: sie verbreiten
Angst und Schrecken. Angeblich sollen sie ja ab-schrecken – aber wer Angst
und Schrecken sät, begibt sich auf einen gefährlichen Weg. Auf den Weg der
Irrationalität und der Ent-Menschlichung des Gegners. Auf dem Weg des
Schreckens gibt es kein Gleichgewicht, keine Balance – die angebliche
Abschreckung wird vom Anderen immer als Bedrohung der eigenen Existenz
wahrgenommen. Abschreckung ist dynamisch, ist eine Spirale, die sich immer
schneller dreht und letztendlich in den Abgrund führt.
Wie das funktioniert, das erleben wir gerade jetzt: mit der Entscheidung – am
Parlament vorbei – in zwei Jahren wieder amerikanische Mittelstreckenraketen
in Deutschland zu stationieren, die Tod und Zerstörung weit in das Zentrum
Russlands tragen sollen, hat Olaf Scholz gezeigt, was er unter einer
„Zeitenwende“ versteht: die Rückkehr in die Zeiten des Kalten Krieges, die wir
doch längst überwunden glaubten. Mit Hyperschallraketen und
Marschflugkörpern, die auch atomar bestückt werden können, bringt dieser
Kanzler des Schreckens uns einem großen Krieg einen großen Schritt näher.
Er sollte besser seinen Vorgänger Willy Brandt studieren und verstehen, dass
Angst und Schrecken schlechte Ratgeber sind, dass es keinen Frieden auf dem
Weg der Abschreckung geben kann, sondern Sicherheit und Zusammenarbeit
sich gegenseitig bedingen. Wir sehen in neuen Raketen und nuklearen
Arsenalen keinen Sicherheitsschirm, sondern ein Damoklesschwert über
unserem Leben.
Der Ausweg aus dieser gefährlichen Situation ist nicht weit weg, er liegt schon
auf der Hand: Deutschland muss den Atomwaffen-Verbotsvertrag
unterzeichnen und dafür sorgen, dass alle Atomwaffen von deutschem Boden
abgezogen werden. Mit diesem ersten und einseitigen Schritt wird Vertrauen
geschaffen, dass von diesem Land nie wieder ein Krieg oder eine militärische
Bedrohung seiner Nachbarn ausgehen soll. Keine Atomwaffen, keine neuen
Raketen, kein Geld für Krieg, sondern eine Allianz für Sicherheit und
Zusammenarbeit in Europa!
Ihr radelt für den Frieden. So radelt denn in Frieden und Sicherheit, seid
behütet auf allen Euren Wegen und kommt gut an Euer Ziel und nach Hause.
Wir wünschen Euch einen guten Tag auf zwei Rädern.
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Veranstalter des Nuclearban Marathons ist die Friedensorganisation Pressehütte Mutlangen.
Aus Anlass des Marathons wurde der Aufruf Atombombenopfer mahnen: Für ein Europa ohne Atomwaffen! von vielen Persönlichkeiten und Organisationen unterzeichnet und als Anzeige in der Zeitungen taz (3.8.24), Tagesspiegel (6.8.24) und Freitag (8.8.24) veröffentlicht.