DFG-VK zeigt Dokumentarfilm über den Wehrmachtsdeserteur Ludwig Baumann
Sich einem Krieg durch Verweigerung der Rekrutierung und des Kriegsdiensts oder durch Flucht und Desertieren zu entziehen, ist ein wichtiger Betrag, um Kriege zu verhindern und zu stoppen. Wenn Menschen deshalb in die Europäische Union und nach Deutschland fliehen, ist es wichtig, dass sie Asyl und Bleiberecht bekommen. Aktuell ist das insbesondere im Ukraine-Krieg wichtig. Die Ukraine verwehrt es ihren Bürgern, das Menschenrecht auf Kriegsdienstverweigerung in Anspruch zu nehmen. Zusätzlich hat sie die Rekrutierungsbestimmungen im Mai 2024 verschärft hat, sodass die Solidarität mit ukrainischen Männern wichtiger denn je ist. Die ukrainischen Konsulate außerhalb der Ukraine dürfen abgelaufene Pässe nicht verlängern und zwingen wehrpflichtige Männer in die Ukraine zu fahren. Dann ist die Ausreise schwierig und die Gefahr groß, dass sie das Land nicht mehr verlassen zu dürfen rekrutiert zu werden.
Humanitäre Visa und ein Bleiberecht
Deserteuren und Rekrutierungsverweigerer Asyl oder humanitäre Visa und ein Bleiberecht zu ermöglichen, ist die zentrale Forderung, die 30 Organisationen in Deutschland an die Bundesregierung stellen. Daher fanden um den Internationalen Tag der Kriegsdienstverweigerung (15. Mai) Aktionen mit der Bezeichnung #ObjectWarCampaign an mehreren Orten statt.
Natürlich geht es auch darum, Kriegsdienstdienst- und Rekrutierungsverweigerer aus Russland und Belarus. Die von Innenministerin Nancy Faeser und Kanzler Olaf Scholz für verbal zugesagte Unterstützung muss jetzt in die Tat umgesetzt werden.
Die Nichtregierungsorganisation Connection e.V. mit Sitz in Offenbach berät Kriegsdienstdienstverweigerer und Deserteure aus allen Ländern und macht mit Aktionen Druck auf die Regierungen, dass das Menschenrecht auf Kriegsdienstverweigerung ohne Sanktionen in allen Ländern unbehindert Anspruch genommen werden kann. In der vierseitigen Zeitungsbeilage „Den Krieg verweigern“ (für die Wochenzeitung „Freitag“) porträtiert Connection KDV aus Russland und Ukraine, die in Deutschland leben und sich für ihr Recht engagieren.
Enthalten ist auch ein Interview mit der israelischen Kriegsdienstverweigerin Sofia Orr. Sie hat bereits vor dem brutalen Massaker und der Geiselnahme der Hamas in Israel erklärt, dass sie keinen Militärdienst leistet. Nach dem 8. Oktober 2024 blieb sie ihrer Haltung treu, obwohl klar war, dass mit heftiger Ablehnung konfrontiert sein wird.
Desertion und Fahnenflucht in der deutschen Wehrmacht
Die DFG-VK-Gruppe MA-LU hat sich an #ObjectWarCampaign mit einem Filmabend im Cinema Quadrat beteiligt und den Dokumentarfilm „Die Liebe zum Leben“ von Annette Ortlieb über den Wehrmachtsdeserteur Ludwig Baumann gezeigt. Er ist einer von 30.000 Deserteuren, die im Zweiten Weltkrieg von den NS-Militärgerichten zum Tod verurteilt wurden. Baumann überlebte und wurde viele Jahre als Feigling und Vaterlandsverräter beschimpft. Jahrzehntelang setze er sich für die Aufhebung der Todesurteile ein. Es dauerte bis 2002, bis der Deutsche Bundestag die Unrechtsurteile aufgehoben hat. Gleichzeitig setzte sich Baumann für die Unterstützung von Deserteuren und KDV in aktuellen Konflikten und Kriegen ein.
Die Verbindung zur Gegenwart wurde mit zwei Kurzvideos hergestellt, die Aktionen von Connection und der Kampagne #ObjectWarCampaign in den Blick rückten, darunter die Übergabe von Unterschriften an das Büro der Europäischen Union in Berlin.
Im anschließenden Zuschauergespräch wurde Baumanns Haltung und Handeln gewürdigt und an seine Vorträge in Mannheim erinnert. Sein Wunsch war, das Deserteursdenkmal auf dem ehemaligen Kasernengelände Turley aufzustellen. Dort in der Nähe des André-Sephard-Wegs wäre heute eine passende Stelle. Derzetit steht es im Mannheimer Stadtteil Neckarstadt-Ost vor dem Buchladen Ecke Uhland- und Kobellstraße.
Die zunehmende Diskussion über die Wiedereinsetzung der Wehrpflicht oder eines alle Geschlechter umfassenden Dienstes wurde von Zuschauern angesprochen und kritisiert.
#RefuseWar
#ObjectWarCampaign wird weltweit von vielen Menschen unterstützt. Mit einem persönlichen Statement können sie ausdrücken, weshalb sie hinter Kriegsdienstverweigerung und Desertion unterstützen. Wer die Webseite refusewar.org aufruft, sieht eine Weltkarte. Überall da, wo jemand ein Statement abgegeben hat, kann man das lesen, wenn man auf das Symbol mit dem Menschen, der ein Gewehr zerstört, anklickt beziehungsweise einen roten Kreis. Im Menü DE-Anleitung erfährt man, was zu tun ist, um eine Erklärung abzugeben.
Mahnwache vor dem Hauptbahnhof
Bereits am Nachmittag hatte das Friedensbündnis Mannheim eine Mahnwache für die ObjectWarCampaign vor dem Mannheimer Hauptbahnhof organisiert. Leere Stühle standen für die im Ukraine-Krieg Getöteten sowie für Deserteure und Rekrutierungsverweigerer. Trotz Dauerregen nahmen sich einige Passanten, die Zeit sich zu informieren und Zeitungsbeilage und Flyer mitzunehmen. Motivieren wirkt auch, dass sie sich für die Solidaritätsaktion bedanken