Gut besuchte Kundgebung des DGB Nordbaden und motivierende Reden
Schätzungsweise 250 Personen sind am 1. September 2023 dem Aufruf der Gewerkschaft und den Mitveranstaltern gefolgt und haben am Paradeplatz für das Ende des Ukrainekrieges und anderer Kriege durch sofortigen Waffenstillstand und durch Verhandlungen demonstriert.
Besorgniserregende Zahl und Parallelität von Krisen, Kriegen und Konflikten
Der Bundesvorsitzende der Naturfreunde, Michael Müller, verurteilte den russischen Angriffskrieg und das globale Schachspiel um Macht und wirtschaftliche Interessen und bezeichnete es als Verbrechen, Menschen zu töten. Es gelte einen Waffenstillstand so schnell wie möglich zu erreichen, weil das die Voraussetzung für einen Frieden in Europa sei. Die Ukraine könne den Zermürbungskrieg nicht gewinnen, denn Russland sei viel zu stark und es gebe sowieso schon zu viele Tote auf beiden Seiten. Länder wie Brasilien und China müssten als Vermittler genutzt werden. Man müsse zur Friedens- und Entspannungspolitik zurückzukehren, wie sie unter Willy Brandt und Egon Bahr begonnen wurde. Schließlich habe sie zur deutschen Vereinigung geführt und auch zum INF-Vertrag, durch den alle Raketensysteme zwischen 500 und 5.500 Kilometer verschrottet wurden.
Steigende Erderwärmung Kipppunkte bald erreicht
Stoppt das Töten sei auch deswegen wichtig, um das Geld für die Hochrüstung für die Bekämpfung der Auswirkungen des Klimawandels einzusetzen. Durch Krieg und Aufrüstung habe man wichtige Zeit verloren und erste kritische Grenze der Erderwärmung werde dieses Jahr erreicht. Bald seien die gefährlichen Kipppunkte erreicht, was das Austrocknen des Regenwaldes in Brasilien, das Absterben der Korallen und das Auftauen der sibirischen Permafrostregionen zur Folge habe. Müller forderte ein schnelles und konsequentes Handeln der Staaten und Russland als ressourcenreichstes Land und auch China einzubeziehen.
„Krieg ist ein Weg, den wir niemals wählen sollten“
Das sagte der 19 Jahre alte Guilian Can Karakaş, der Jugendvertreter in der Jugend- und Auszubildendenvertretung ist und sich in der IG Metall-Jugend engagiert. Es erfordere mehr Mut, für Frieden einzutreten als für Krieg. Er appellierte an die Politik und den Einzelnen: „Lasst uns gemeinsam daran arbeiten, eine Kultur des Friedens zu fördern, die auf Respekt, Toleranz und Zusammenarbeit basiert.“
Schluss mit dem furchtbaren Töten in der Ukraine
In einer aufrüttelnden Rede machte Wirtschafts- und Sozialpfarrer Maximilian Heßlein deutlich, warum jeder Krieg ein Verbrechen gegen die Menschlichkeit ist und unverzüglich beendet werden müsse. An die Adresse Moskaus gerichtet sagte er: „Schluss mit dem Angriff. Rückzug der Truppen. Ihr habt in der Ukraine nichts zu suchen! Eure Waffen müssen schweigen. Das Leid der Menschen, die Zerstörung der Städte müssen enden. Jetzt!“ An Kiew und die unterstützenden Länder gerichtet ergänzte er: „Sucht neue Wege, diesen Krieg zu beenden. Seit eineinhalb Jahren ist die Lösung immer mehr Waffen, immer mehr junge Frauen und Männer, die an der Front ihr Leben lassen. Das hat die Lösung bisher nicht gebracht und das wird die Lösung auch weiter nicht bringen. Der Blutzoll dieser Strategie ist grauenhaft.“ Stattdessen seien unerbittliche Verhandler mit Phantasie und Kreativität und Geduld gefragt.
Als Rechtfertigung für Waffenlieferungen an die Ukraine wird oft gesagt, dass es um die Verteidigung unserer Werte gehe. Heßlein wies auf die Scheinheiligkeit derartiger Behauptungen hin und fragte, um wessen Werte es eigentlich gehe, wenn die Regierung 100 Milliarden für die Rüstung bereitstelle „für die Zukunft der ärmsten Kinder in diesem Land nicht einmal 2,5 Prozent davon bereitstünden“. Hesslein erinnerte darauf, dass Deutschland den größten Niedriglohnsektor der westlichen Welt habe und das niedrigen Einkommen für viele trotz Arbeitstätigkeit einen Überlebenskampf darstelle.
Nie wieder Krieg. Nie wieder!
Dieses Lied spielte der Mannheimer Musiker Bernd Köhler und brachte damit die Motivation der Teilnehmer und deren Friedenssehnsucht hervorragend zum Ausdruck.
Veranstalter der Kundgebung waren neben dem DGB auch die Naturfreunde und kirchlichen Arbeitnehmerorganisationen KDA und KAB.
Auf der Webseite des DGB Nordbaden kann man die Reden nachlesen und eine Bildergalerie ansehen.
Antikriegstag auf der BUGA
Mit dem Vortrag von Michael Müller mit dem Titel Militarisierung trifft Klima und Nahrungssicherung haben die Naturfreunde und der Förderverein Frieden den Antikriegstag auch auf die Buga gebracht. Dadurch wurden weitere Bevölkerungskreise über den Gedenktag und seine Gründe informiert.
Medienresonanz
Antikriegstag 2023 in Mannheim – Die Reden, Kommunalinfo Mannheim
Hunderte Demonstranten bei Antikriegsdemo in Mannheim, MM 01.09.2023 (Bezahlschranke)
„Jeder Krieg ist ein Angriff auf die Menschlichkeit“, MM 03.08.2023 (Bezahlschranke)